Das Fachgebiet Militaria

Relativ neu ist der Kernbereich der Militaria. In diesem Bereich ist das Weinheimer Auktionshaus seit 2014 aktiv, dennoch besteht eine seit langem angelegte und breite Sachkenntnis über diesen Bereich.

Wie erwirbt man sich Fachwissen über ein so komplexes Thema wie Militaria? Orden, Ehrenzeichen und Uniformen sind doch keine Spielsachen. Wie kommt man also als Fachmann für altes Spielzeug zu Kenntnissen auf diesem Gebiet?

Selbstverständlich sind Spielsachen zu jeder Zeit ein Spiegel ihrer Epoche. Aus diesem Grund gibt es auch in Deutschland heute kaum noch einen namhaften Hersteller von Kriegsgerät fürs Kinderzimmer.

Andererseits bedeutet die Beschäftigung mit dem Spielzeug aller Epochen auch, dass man sich mit dem Vorbild auseinandersetzen muss. Das von Märklin angebotene "Auto des Führers", die "Reichsautobahn" oder ein "schweres Küstengeschütz" wird man nicht begreifen, wenn man nicht mit dem geschichtlichen und auch den militärischen Umfeld vertraut ist, in das hinein diese Spielsachen produziert wurden.

Die intensive Beschäftigung mit altem Spielzeug muss daher auch zwingend eine Beschäftigung mit dem nach sich ziehen, was zu diesem Spielzeug geführt hat und dessen Bedeutung im historischen Kontext ausmacht.

Angefangen hat es natürlich in den 70ern mit kleinen Plastiksoldaten im Maßstab 1:72. Einen deutschen Infanteristen des ersten Weltkriegs von einem amerikanischen Fallschirmspringer aus dem zweiten Weltkrieg zu unterscheiden habe ich recht früh gelernt. Die haben schliesslich unterschiedliche Uniformen an. Sieht man also auf den ersten Blick, selbst wenn der Kunststoff einfarbig ist.

Dazu kamen Flugzeugbausätze, die in den siebziger Jahren zuerst noch mit Hoheitsabzeichen am Leitwerk geliefert wurden. Klartext: die Dinger hatten ein Hakenkreuz am Querruder. Dann wurde das wegzensiert, spätere Bausätze kamen zuerst mit ausgeschnittenem Schiebenbild, später dann ganz ohne.

Meine kindlich-unpolitische Neugier war aber geweckt. Wieso haben die den Bausatz geändert? Also habe ich begonnen, mich mit diesem Kreuz da hinten zu beschäftigen. Zuerst nur mit dem Kreuz auf dem Leitwerk. Dann auch mit den plötzlich übermalten Bemalungshinweisen auf meinen Soldatenschachteln. Und etwas später habe ich ein - natürlich zensiertes - Spiegelei (für die Laien: Spiegelei=Deutsches Kreuz) auf einer Schachtel gesehen. Kannte ich bis dahin noch nicht. Wie sieht das aus? Was ist das? Warum ist das? Wofür hat man das bekommen? Ich wollte doch wissen, wofür ich meine Plastiksoldaten mit welchem Orden auszeichne.

Aus dieser kindlichen "Wissenschaft" wurde im Laufe der Zeit dann en immer weiter wachsendes Wissen um die Auszeichnungen und Ausrüstungen des ersten und zweiten Weltkriegs, das später von mir auch auf frühere Epochen ausgeweitet wurde.

Mit dem Internet wurde es mir dann auch möglich mich mit anderen Fachleuten über diese Themen zu unterhalten, so dass die Frage Original oder Fälschung immer öfter zur Sprache kam. Denn natürlich gibt es da, wo es teure Originale gibt auch immer wieder Fälschungen.

Diese erkennt man mit der notwendigen Erfahrung meist an Details, an NAdeln oder Nadelböcken, die so nie von einem Hersteller benutzt wurden, bei geprägten und gegossenen Orden an Auffälligkeiten der Ausführung und oft genug auch daran, dass sie ganz einfach von einem bereits sattsam bekannten Fälscher stammen, dessen Fälschungen immer wieder die selben Merkmale aufweisen. Bei anderen Ausstattungsteilen kann auch eine falsche Ausführung zum Beispiel der Zugehörigkeit zu einer Truppe auf eine Fälschung hindeuten. Solange diese "Nachbauten" als das angeboten werden, was sie sind, nämlich Repliken, ist alles in Ordnung.

Hier nun auf alle Facetten dieses umfangreichen Themengebiets einzugehen würde den Rahmen dieser Webseite allerdings bei weitem sprengen. Selbst die Literatur zu diesem Thema ist nicht immer der selben Ansicht.